WWF-Studie: Große Lücke bei EU-Klimaschutzzielen

27. November 2012 | Presse-Aussendung

Wien/Brüssel, 27. 11. 2012 – Wenn die EU ihre Klimaschutzziele und die Begrenzung der Erderwärmung unter zwei Grad Celsius ernst nimmt, muss der Energieverbrauch schnell reduziert und gleichzeitig nachhaltige Erneuerbare Energie verstärkt erzeugt werden. Das zeigt ein neuer Energie-Report des WWF. Ohne zusätzliche Ziele und Maßnahmen würden die Bemühungen am halben Weg stecken bleiben, so […]

Wien/Brüssel, 27. 11. 2012 – Wenn die EU ihre Klimaschutzziele und die Begrenzung der Erderwärmung unter zwei Grad Celsius ernst nimmt, muss der Energieverbrauch schnell reduziert und gleichzeitig nachhaltige Erneuerbare Energie verstärkt erzeugt werden. Das zeigt ein neuer Energie-Report des WWF. Ohne zusätzliche Ziele und Maßnahmen würden die Bemühungen am halben Weg stecken bleiben, so das Ergebnis des Reports, der heute veröffentlicht wurde. „Die Verwendung von Erdgas darf nur zurzeit als Zwischenlösung eine Rolle spielen und diese Industrie nicht ausgebaut werden. Bis 2050 muss sich die Förderung und der Einsatz von Erdgas erheblich vermindern, sonst wird die EU ihre Klimaziele nicht erreichen“, so WWF-Energieexperte Karl Schellmann.

Die „Energy Roadmap 2050“ der EU hat zum Ziel die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 85 Prozent zu senken. Die Wissenschaftler des Umweltforschungsinstituts CE-Delft und auch die EU-eigenen Analysen haben allerdings enthüllt, dass mit derzeitigem Fahrplan die Emissionen nur um 40 Prozent gesenkt werden. Das ergibt eine Differenz von 55 Prozent um dieses Ziel zu erreichen. Das zeigt, dass auch vom Klimaschutz-Vorreiter EU trotz ersten positiven Entwicklungen noch wesentlich mehr Einsatz gefordert ist. Daher muss die EU ihre Bemühungen auf der UN-Klimakonferenz in Doha noch massiv verstärken.

Um diese Differenz zwischen Wirklichkeit und Klimazielen der Energy Roadmap zu erreichen sind für den WWF vier Schritte notwendig:

1. Verringerung des Energieverbrauches: Das ist der wichtigste Schlüssel für ein zukunftsfähiges Energiesystem. Die derzeitigen Gesetze auf EU-Ebene (Energy Efficiency Directive) und die nationalen Pläne reichen nicht aus. Jede zu viel verbrauchte Kilowattstunde muss nur durch Erneuerbare Energie erzeugt werden. Ohne Energieeinsparung erschöpfen sich auf diesem Weg die Erneuerbaren Energien bereits im Jahr 2030 und können nur mit hohen Kosten sowie enormen ökologischen und sozialen Schäden weiter ausgebeutet werden.

2. Ausbau der Erneuerbaren Energien: Die Entwicklung sauberer Energien muss mit Rücksicht auf die Natur und sehr schnell durch geeignete Gesetze sichergestellt werden. Der WWF Energie-Report zeigt klar, dass eine hundertprozentige erneuerbare Energiezukunft möglich ist. Die Szenarien der EU-Roadmap enthalten unnötige Mengen an fossilen Brennstoffen, Hochrisikotechnologien wie Atomkraft und unterirdische Kohlendioxidspeicherung.

3. Energie-Infrastruktur: Während die Notwendigkeit zur Anpassung der Stromnetze an dezentrale Erzeugung und überregionalen Ausgleich kaum umstritten ist, gibt es keinen Bedarf an Investitionen in neue Gas- oder Ölpipelines. Durch intelligente Stromnetze und verbesserte regionale Steuerung kann der weitere Ausbau des Stromnetzes in Grenzen gehalten werden.

4. Reduktion der Treibhausgase: Bis 2050 müssen nach den Erkenntnissen der Klimawissenschaft die Treibhausgas-Emissionen um 95 Prozent reduziert sein. Die derzeitige Roadmap der EU umfasst nur die Energieerzeugung und lässt viele andere Bereiche unberücksichtigt. Erst wenn dieses Reduktionsziel durch die EU auch gesetzlich festgelegt wird, verändert das die Maßnahmenpläne so weit, dass das volle Potential der Energieeffizienz und der erneuerbaren Energien genutzt werden kann. Das gilt besonders auch für die Bereiche Industrie und Verkehr.

„Wir erwarten von der EU-Kommission, dass sie neue Szenarien entwickelt, die alle Emissions-Bereiche umfassen, und die zu einer Reduktion der Treibhausgase um mindesten 95 Prozent bis zur Mitte des Jahrhunderts führen“, so Schellmann abschließend.

Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231, E-Mail: franko.petri@wwf.at.

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