Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
WWF: Umweltminister darf Naturschätze nicht hinter Kraftwerksmauern versenken
![Mur © Clemens Könczöl/Rettet die Mur](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/10/4c90d05421dee.jpg)
Innsbruck, am 30. Jänner 2012 – Der WWF sieht im heute von Nikolaus Berlakovich vorgestellten Kriterienkatalog Wasserkraft einen Kniefall des Umweltministers vor der E-Wirtschaft. „Der Minister hat eine historische Chance verspielt, unsere Natur zu bewahren!“, erklärt Christoph Walder vom WWF. Die ökologischen Kriterien des Kataloges sind zwar teilweise gut gewählt, aber sie schützen die letzten intakten Flussgebiete Österreichs nicht vor weiterem Aufstau, da keine Tabuzonen ausgewiesen sind. Die meisten Kraftwerkspläne betreffen demnach Flussstrecken, die das Lebensministerium und der WWF selbst in einer gemeinsamen Kampagne zu „Flussheiligtümern“ erklärt haben, die für die Nachwelt bewahrt werden müssen.
Der WWF tritt nicht generell gegen ökologisch verträgliche und energiewirtschaftlich sinnvolle Kraftwerke bzw. die Wasserkraft auf, stellt Walder klar. Doch Projekte an ökologisch wertvollen Gewässerstrecken müssen ausgenommen werden. Zu diesen „Flussheiligtümern“ gehören Quellflüsse im hinteren Ötztal, ebenso wie die Isel als letzter Gletscherfluss der Ostalpen. Auch der Lech als einer der letzten Wildflüsse des gesamten Alpenbogens, sowie wertvolle Abschnitte von Mur und Ybbs, stehen unter nationalem und teils internationalem Schutz, und dürfen deshalb nicht für Kraftwerke genutzt werden.
„Solche Naturjuwele müssten gemäß Kriterienkatalog eigentlich tabu sein“, erklärt Walder. Minister Berlakovich muss der E-Wirtschaft umgehend klarmachen, dass Österreichs Flussheiligtümer auch weiterhin nicht angetastet werden dürfen, fordert der WWF. „Das Abkommen mit dem Umwelt- und Landwirtschaftsminister haben wir doch nicht nur für Schönwetterphasen geschlossen, sondern vor allem, wenn der Druck auf unsere Flüsse wieder groß wird – so wie jetzt!" so Walder. Zwar enthält der Kriterienkatalog wichtige Forderungen des WWF, doch strategische Zugänge mit Rücksicht auf die letztenFlussjuwele, wie sie Umweltverbände fordern, fehlen. Damit hat sich die E-Wirtschaft gegen den Umweltminister durchgesetzt und sich alle Handlungsmöglichkeiten offen gehalten.
Österreichs Flüsse sind ohnehin bereits zu mehr als 70 Prozent energiewirtschaftlich genutzt, erinnert Walder. Umweltminister Berlakovich muss sich klar gegen Verbauungspläne an den wenigen natürlichen Flussstrecken stellen, die noch erhalten sind, stark machen, so Walder vom WWF und sagt: "Andernfalls gibt es nur Verlierer: Die Flüsse gehen kaputt, und das Vertrauen in eine sinnvolle Umweltpolitik schwindet weiter. Außerdem kommt es zu weiteren Grabenkämpfen zwischen Naturschutz und Energiewirtschaft, weil gegen solche Vorhaben massive Widerstände der NGOs vorprogrammiert sind.“ Nicht zuletzt würden durch einen schwachen Kriterienkatalog auch ökologisch verträgliche und energiewirtschaftlich sinnvolle Projekte gelähmt.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250
E-mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...
Good News: Luchsin Talìa hat Nachwuchs bekommen
Im Mai 2023 wurde Luchsdame Talìa freigelassen. Knapp ein Jahr später hat sie nun Nachwuchs bekommen – vermutlich nach einem Rendezvous mit Männchen Miha. Eine tolle Bestätigung für das Projekt „ULyCA2“.
WWF-Erfolg: Großer Uferschwalben-Brutplatz an der Drau geschützt
Kroatische Gemeinde Ðelekovec stellt seltenen Vogelarten ein Steilwandufer zur Verfügung. Einer der größten Brutplätze für Uferschwalben, Bienenfresser und Eisvögel an der Drau ist somit gesichert.
WWF-Bodenreport: Politik verfehlt Bodenziel um 110.000 Hektar
Umweltschutzorganisation warnt vor Versiegelung als Sicherheitsrisiko für Österreich – WWF fordert nationalen Schulterschluss mit “Bodenschutz-Vertrag”
WWF am Tag der Regenwälder alarmiert: Naturparadiese stehen vor dem Kollaps
Regenwälder weltweit in dramatischem Zustand – Umweltschutzorganisation warnt vor kritischen Kipp-Punkten in den artenreichsten Lebensräume der Erde
Good News: Iberische Luchse weniger gefährdet
In Spanien und Portugal ist die Anzahl der Iberischen Luchse seit 2022 um 21% gestiegen. Die Art wurde nun von der Roten Liste der IUCN im Gefährdungsstatus herabgestuft. Wir freuen uns, denn das bestätigt unsere Arbeit vor Ort.
Artenschutz im Urlaub: WWF warnt vor Souvenirs aus seltenen Tieren und Pflanzen
Umweltschutzorganisation warnt vor tierischen Urlaubsmitbringseln: “Bedrohte Arten haben im Koffer nichts zu suchen” – WWF-Souvenir-Ratgeber bietet Orientierung