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WWF und Experten einig: Neue IKB-Kraftwerksvariante noch bedenklicher

Innsbruck, 16. Juni 2010 – Im Kampf gegen das umstrittene Laufkraftwerk bei Telfs erhält der WWF nun prominente Schützenhilfe durch den Wiener Humanökologen Univ.-Professor Dr. Bernd Lötsch. Er hat den Projektstandort dieser Tage begutachtet und sich dem Protest der Kraftwerksgegner angeschlossen. „Auch die neue Projektvariante bedeutet sinnlose Naturzerstörung und würde den Inn dort zu einer Flussleiche im Betonsarg degradieren“, konstatiert Lötsch. Gemeinsam mit dem Steeger Pfarrer Karlheinz Baumgartner und dem renommierten Innsbrucker Gewässerökologen Univ.-Professor Dr. Roland Psenner tritt er vehement gegen das umstrittene Kraftwerksprojekt ein. Trotz des klaren Neins von Naturschutzlandesrat Gschwentner im April 2010 und massiver Proteste von Naturschutzorganisationen und Wissenschaftlern, haben die IKB (Innsbrucker Kommunalbetriebe) eine neue Projektvariante vorgelegt. Diese wird aktuell von der Naturschutzbehörde begutachtet.
Der WWF kommt nach Analyse der Kraftwerkspläne der IKB zu einem bedenklichen Befund: Die neue Kraftwerksvariante wirkt sich noch katastrophaler auf Mensch und Natur aus, als die ursprüngliche. Intakte Flussinseln und Flusslebensräume würden vollkommen überstaut werden, und der Stau bis in das Sonderschutzgebiet der Rietzer und Mieminger Innauen hinein reichen. Zusätzlich sieht die neue Projektvariante eine aus WWF-Sicht völlig inakzeptable Eintiefung des Inn um fast vier Meter vor. „Dadurch wird der Fluss, der hier noch über 150 Kilometer frei fließt, genau in der Mitte kastriert. Wasserorganismen und Fische können nicht mehr ungehindert wandern. Aus gewässerökologischer Sicht bedeutet das für den Inn das Todesurteil!“, zeigt sich auch Professor Psenner bestürzt.
„Für ein Kraftwerk, das so wenig Strom produziert, dürfen wir keine derart brutalen Eingriffe in die Flusslandschaft des Inn zulassen“, ergänzt Christoph Walder vom WWF Österreich. Die in Telfs gewonnene Energie reiche nicht einmal aus, den Stromverbrauchszuwachs von Tirol für sechs Monate abzudecken. Die Wirtschaftlichkeit der neuen Projektsvariante soll auch nach den Darstellungen der IKB selbst im Vergleich zur ursprünglichen Variante geringer werden.
Konrad-Lorenz-Preisträger Karlheinz Baumgartner fordert nun Landesrat Gschwentner auf, diesem Horrorprojekt endgültig ein Ende zu setzen und ihm eine negative naturschutzrechtliche Vorprüfung zu erteilen. „Eigentlich ist dieses Projekt gar nicht ernst zu nehmen. Deshalb sollte es Landesrat Geschwentner auch keine große Mühe machen, ihm aus Naturschutzgründen keine Bewilligung zu erteilen“, so Baumgartner. Jede andere Entscheidung würde dem Kriterienkatalog für die Wasserkraftnutzung in Tirol, den das Land derzeit ausarbeitet, widersprechen und letztlich dessen Glaubwürdigkeit zerstören.
Univ.-Prof. Lötsch sagt: „Nachdem bereits 95 Prozent der Auen in Tirol zerstört sind, sollte die Erhaltung der wertvollen Restnatur heute eine Selbstverständlichkeit sein. Kraftwerksprojekte wie dieses helfen Österreich und Tirol jedenfalls keinen Schritt weiter in Richtung einer sinnvollen Energie- und Stromversorgung.“ Die Errichtung des Laufkraftwerks würde den lebendigen Fluss in einen künstlichen Stausee verwandeln, mit bedenklichen Folgen für Grundwasser, Fauna und Flora.
Der WWF fordert Landesrat Gschwentner auf, sich im laufenden naturschutzrechtlichen Vorprüfungsverfahren für die Erhalt der Rietzer und Mieminger Auen stark zu machen, und dieses wertvolle Naturjuwel nicht der Profitgier zu opfern.
Der Steeger Pfarrer Karlheinz Baumgartner weist darauf hin, dass die Kritik der Gegner des IKB-Kraftwerks nicht gegen die Wasserkraft insgesamt ziele, denn diese habe eine wichtige Rolle und Funktion in der österreichischen und der Tiroler Stromversorgung. Bei neuen Projekten müsse man aber mit Bedacht vorgehen und solle nicht aus purer Profitgier heraus alles verstauen, so der Pfarrer. „Mich erstaunt die Chuzpe, mit der die Innsbrucker Bürgermeisterin die Interessen der betroffenen Anrainergemeinden übergeht.“ Stams und Rietz haben sich klar gegen die Errichtung des Kraftwerks ausgesprochen. „Es ist beschämend, dass die Bürgermeisterin über die Köpfe der betroffenen Bevölkerung hinweg agiert – nur um einige Euros für die Innsbrucker Stadtkasse aus dem Inn herauszupressen!“ so Walder vom WWF abschließend.
Am 16. Juni um 19 Uhr findet zum Thema IKB-Kraftwerk Telfs eine Informationsveranstaltung des „Arbeitskreises für Schöpfungsverantwortung“ im Haus der Begegnung in Innsbruck statt. Programm: http://www.bit.ly/MythosSaubereWasserkraft
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250
Christoph Walder, WWF-Flussexperte, Tel. 0676/92 55 430
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