Lückenhaftes und oberflächliches Regierungsprogramm wird Problem nicht gerecht – Neue Bodenstrategie und Raumordnungsnovelle müssen wirksame Maßnahmen gegen Flächenfraß in der Steiermark bringen
WWF veröffentlicht neue Bilder vom „Weißen Band“. Kitzbüheler Ski-Opening zeigt Entfremdung des Tourismus von der Natur.
Klimakrise erfordert Umdenken im Wintertourismus – WWF Österreich plädiert für Trendwende hin zu natur- und ressourcenschonendem Tourismus und Erhalt der letzten alpinen Freiräume
Kitzbühel, am 18 Oktober 2019. Anlässlich des offiziellen Skisaisonstarts veröffentlicht der WWF Österreich neue Bilder vom sogenannten „weißen Band“ in Kitzbühel. Diese erste Skipiste des Jahres wurde heuer von der Bergbahn AG bei 15 Grad in die strahlende Herbstlandschaft gebaut. „Die Fotos vom Saisonstart zeigen eindrücklich, dass der Respekt vor der Natur im Wintertourismus immer weiter verloren geht. Unter großem Material- und Ressourceneinsatz wird die Skisaison gegen die natürlichen Bedingungen künstlich verlängert. Gleichzeitig werden in hochalpinen Lagen die letzten unerschlossenen Gebiete und unberührte Gletscher für noch mehr Skipisten verbaut. Diese Art des Skitourismus ist keinesfalls ökologisch vertretbar“, kritisiert Josef Schrank, Landschaftsökologe vom WWF Österreich und nimmt auch die Landesregierungen in die Pflicht. „So hat sich Tirol die Stromautonomie vorgenommen, zugleich wird aber wertvolle Energie für diesen abstoßenden Luxus verschwendet. Daher muss allen voran der Tiroler Landeshauptmann sicherstellen, dass der Tourismus wieder ökologischer wird“, fordert Schrank. „Wir brauchen dringend ein Umdenken, weg von diesen zerstörerischen Trends und hin zu einem Tourismus, der mit der Natur arbeitet anstatt gegen sie.“
Die Bilder in Druckqualität finden Sie unter: https://we.tl/t-TFYAECnMYi(zur honorarfreien Verwendung unter Angabe des Fotocredits)
Der WWF Österreich sieht Politik und Wirtschaft in der Pflicht, neue, zukunftsfähige Konzepte für einen nachhaltigen Tourismus in Zeiten der Klimakrise vorzulegen. „Die Anpassungsmöglichkeiten durch künstliche Beschneiung werden an ökologische und wirtschaftliche Grenzen stoßen. Die Verbauung akut bedrohter Gletscher und alpiner Freiräume geht nicht zuletzt auf Kosten der nächsten Generationen“, warnt WWF-Experte Josef Schrank. Der Tourismus steht durch die Klimakrise vor großen Problemen. Steigende Temperaturen, sinkende Schneesicherheit und kürzere Wintersaisonen verlangen nach neuen naturverträglichen Konzepten. Josef Schrank: „Der Wintertourismus sollte sich wieder auf seine Ursprünge besinnen, in denen Wintersport mit Naturerlebnis und ohne schlechtes Gewissen verbunden war. Langfristig dürften jene Unternehmen und Regionen profitieren, die sich rechtzeitig an die Klimakrise anpassen und eine Trendwende hin zu nachhaltigem Tourismus rechtzeitig einleiten.“
Besonders umstritten ist die geplante Skigebietserweiterung Pitztal-Ötztal. Dort soll am Linken Fernerkogel eine ursprüngliche Gletscherlandschaft zugunsten eines neuen Skigebiets zerstört werden. Der WWF Österreich setzt sich zusammen mit Naturfreunden, Österreichischem Alpenverein sowie der Bürgerinitiative Feldring für den sofortigen Stopp des Genehmigungsverfahrens ein. „Was dem unberührten Gletscherberg droht, ist bereits in anderen Skigebieten Österreichs deutlich zu sehen: eine jährlich wiederkehrende Großbaustelle“, so Josef Schrank. „Zusätzlich zu einer mutigen Klima- und Umweltpolitik brauchen wir einen effektiven Gletscherschutz, der ohne Ausnahmen umgesetzt wird. Es braucht rechtliche Ausbaugrenzen, um die letzten alpinen Freiräume zu schützen.“ Die Baupläne umfassen unter anderem die Umgestaltung von Gletscherfläche im Ausmaß von 90 Fußballfeldern (64 Hektar) für Skipisten, die Schleifung eines Berggrats um 40 Höhenmeter, den Bau von drei Seilbahnen, einem asphaltierten Speicherteich samt Beschneiungsanlage sowie mehr als vier Kilometer Straßen und Wege. Dafür vorgesehen sind eine Bauzeit von sechs Jahren und Eingriffe auf über 3.000 Metern Seehöhe.
Um gegen dieses Vorhaben Einspruch zu erheben, ruft der WWF Österreich dazu auf, Protest-Mails an Landeshauptmann Günther Platter und die Tiroler Landesregierung zu senden. Details: www.seele-der-alpen.at/sagnein
Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan, WWF-Pressesprecher, Tel.: +43 676 834 88 308, E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Josef Schrank, WWF-Landschaftsökologe, Tel.: +43 676 834 88 299, E-Mail: josef.schrank@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF fordert zügige Umsetzung des nationalen Klimaplans
Künftige Bundesregierung in der Pflicht – WWF fordert Abbau umweltschädlicher Subventionen sowie Energiespar- und Naturschutz-Programme, um Klimaziele zu erreichen
Nachhaltiges Weihnachtsfest: WWF fordert Paket gegen Lebensmittel-Verschwendung
Lebensmittel-Verschwendung während der Feiertage vermeiden: WWF gibt Tipps und fordert künftige Bundesregierung zum Handeln auf
WWF-Report: Über 230 neue Arten in der Mekong-Region entdeckt
234 Funde entlang des Mekong: “Game of Thrones”-Eidechse, stachelloser Vampir-Igel, Krokodil-Molch – Region leidet unter Verschmutzung und Verbauung – WWF fordert besseren Schutz für “Schatzkiste der Artenvielfalt”
Steiermark: WWF fordert deutliche Kurskorrektur beim Bodenverbrauch
WWF-Analyse zeigt ungebrochen hohen Bodenverbrauch – Umweltschutzorganisation fordert umfassende Reform der Raumordnung von künftiger Landesregierung
Silvester: WWF fordert Verkaufsverbot von Böllern und Raketen
Feuerwerkskörper schaden Mensch, Tier und Umwelt – Verwendungsverbot für Personen ohne Pyrotechnikausweis und Verbot von Raketen und Böllern gefordert
Good News: Mehr Schutz für Störe im Schwarzen Meer
Ein wichtiger Schritt für den Schutz von Stören: Diese müssen zukünftig im Schwarzen Meer besser vor Fischerei und Beifang geschützt werden. Außerdem verbessert sich künftig das Monitoring von Stören.
Neue Studie: WWF fordert raschen Abbau umweltschädlicher Subventionen
WWF-Klimasprecher zur KONTEXT-Studie: „Eine Reform muss gerade in budgetär schwierigen Zeiten hohe Priorität haben. Alles andere wäre ein Schildbürgerstreich der Sonderklasse“
Nationalparks: Über 111.000 Hektar Erweiterungs-Potenzial in Österreich
Neue UBA-Studie identifiziert Österreichs Biodiversitäts-Hotspots – WWF fordert politische und finanzielle Weichenstellung zur Erweiterung der österreichischen Nationalparks.