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WWF-Wald-Report: Wir sägen an unserem eigenen Ast
Wälder sind eine wichtige Gesundheitsvorsorge für Mensch und Natur, aber auch eine Schatzkammer der Artenvielfalt. Sie bieten uns Lebensraum, binden große Mengen schädlichen Kohlenstoffs und sind ein Bollwerk gegen Pandemien. Vor 8.000 Jahren bedeckten Wälder etwa die Hälfte der gesamten Landfläche der Erde. Heute sind nur noch etwa 30 % bewaldet und die Abholzung schreitet in schockierendem Tempo voran. Wir brauchen dringend eine ökologische Trendwende, sonst ist Covid-19 nur ein Vorgeschmack auf künftige Krisen.
Wer oder was treibt die Waldzerstörung an? Welche Gebiete werden besonders intensiv zerstört und welche Maßnahmen gilt es nun umzusetzen? Der neue WWF-Report „Deforestation Fronts“ gibt Antworten auf diese und andere Fragen. Die Ergebnisse sind alarmierend!
Fünffache Fläche Österreichs vernichtet
Wie aus dem neuen WWF-Report (dt. übersetzt) „Entwaldungsfronten: Verursacher und Gegenmaßnahmen in einer sich verändernden Welt“ hervorgeht, entfallen zwei Drittel der gesamten weltweiten Entwaldung auf die Tropen und Subtropen. Von 2004 bis 2017 zerstörten menschliche Aktivitäten in den untersuchten Gebieten ganze 43 Millionen Hektar Tropenwald. Das entspricht einer Fläche, die knapp fünf Mal größer ist als Österreich. Die Waldzerstörung setzt mittlerweile jährlich dreimal mehr schädliches CO2 frei, als die verbliebenen tropischen Wälder in einem Jahr aufnehmen können. Außerdem ist heute bereits fast die Hälfte der bestehenden Wälder in den untersuchten Gebieten stark fragmentiert bzw. vom Flächenfraß zerstückelt. Das macht einen Wald nicht nur anfälliger für Trockenheit und Feuer, sondern vertreibt auch dort lebende Tierarten.
Wer sind die Hauptverursacher?
Wer oder was die Entwaldung antreibt, ist stark abhängig von der jeweiligen Region. Hauptverantwortlich ist jedoch in allen beobachteten Fronten die Nahrungsmittelproduktion bzw. die Ernährung der Menschen. Egal ob kleinbäuerliche Strukturen oder industrielle Landwirtschaft — für Futtermittelsoja, Palmöl, Kakao oder Rindfleisch werden immer neue Weide- und Ackerflächen erschlossen. Auch Europa trägt hier eine Mitverantwortung. Rund ein Sechstel aller in der EU gehandelten Lebensmittel tragen zur Entwaldung in den Tropen bei. Zusätzlich treiben auch der Bergbau und der Ausbau von Infrastruktur die Entwaldung in allen 24 Gebieten an.
Naturzerstörung erhöht Risiko einer Pandemie
Ohne eine echte Trendwende wird die Waldzerstörung an den untersuchten Hotspots weiter zunehmen. Das würde nicht nur die Klimakrise weiter anheizen, sondern auch die Gesundheit von Menschen und Natur gefährden. Durch die Naturzerstörung entstehen nämlich auch immer mehr gefährliche Schnittstellen, an denen Viren von Tieren auf Menschen überspringen können. Sogenannte Zoonosen, wie Covid-19, SARS oder die Spanische Grippe. In Tropenwaldregionen, die von Landnutzungsänderungen stark betroffen sind, ist das Risiko des Auftretens neuer Krankheiten besonders erhöht. Dies trifft auf viele der 24 beobachteten Entwaldungsfronten zu. Wenn wir nicht gegen die Abholzung vorgehen, solange noch Zeit ist, könnten wir unsere Chance verpassen, die nächste Pandemie zu verhindern.
Entwaldungs-Hotspots
Der WWF-Report basiert auf Satellitendaten aus dem Zeitraum von 2004 bis 2017 und identifiziert 24 tropische und subtropische Hotspots in drei Regionen, in denen die Entwaldung extrem voranschreitet. Neun dieser Cluster befinden sich in Lateinamerika, acht in Afrika südlich der Sahara und sieben in Südostasien und Ozeanien. Den größten Verlust verzeichnet der Amazonas (Brasilien, Kolumbien, Peru, Bolivien, Venezuela und Guyana) mit 18,3 Millionen Hektar zerstörtem Wald. Dahinter liegen die Wälder auf Borneo (Indonesien / Malaysia: 5,8 Millionen Hektar zerstörter Regenwald) und der Gran Chaco (Paraguay und Argentinien: 5,2 Millionen Hektar). Weitere Entwaldungsfronten liegen im brasilianischen Cerrado (drei Millionen Hektar Verlust) sowie auf Madagaskar und Sumatra.
Auf dieser interaktiven Karte sind alle beobachteten Entwaldungsfronten eingezeichnet und nach vier Hotspot-Kategorien unterteilt: https://cutt.ly/ljvHe59
Welche Maßnahmen helfen gegen die Entwaldung?
Wälder sind für uns Menschen überlebenswichtig. Sie speichern enorme Mengen an Kohlenstoff und bieten wichtigen Lebensraum. Mehr als eine Milliarde Menschen leben in und um Wälder, darunter eine Vielfalt indigener Gemeinschaften. Wälder beherbergen außerdem 80% aller bekannten Tier- und Pflanzenarten außerhalb der Ozeane. Wenn wir diese Vielfalt nicht verbindlich schützen, sägt die Menschheit am eigenen Ast. Wir müssen die Entwaldung stoppen, sonst stoppt das Leben, wie wir es kennen.
Darum fordern wir eine echte ökologische Wald- und Ernährungswende, die an den Wurzeln der Probleme ansetzt. Es braucht mehr Unterstützung für die Länder des globalen Südens sowie ein strenges EU-Lieferkettengesetz, das sicherstellt, dass keine Lebensmittel in der EU gehandelt werden, die den Regenwald zerstören. Beim UN-Biodiversitätsgipfel im Mai 2021 werden wir uns für einen umfassenden Naturschutzpakt stark machen.
Hier können Sie den ganzen WWF-Report inklusive interaktiver Karte und Grafiken nachlesen: https://cutt.ly/Zj1FoJB
Die Zusammenfassung des WWF-Reports „Deforestation Fronts. Drivers and Responses in a Changing World“ zum Download – Englisch: https://cutt.ly/xjvLtx4
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