WWF erkämpft Akteneinsicht in Landes-Gutachten und belegt unvollständige Tiwag-Unterlagen – Sachverständige sehen offene Gefahren – WWF fordert Stopp des UVP-Verfahrens
WWF warnt: Millionen getötete Jungfische durch Wasserkraft am Inn
Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich und der Tiroler Fischereiverband zeigen heute in einem Lokalaugenschein am Inn bei Haiming die katastrophalen Folgen des Schwall-Sunk-Betriebs von Speicherkraftwerken: Dadurch steigt und sinkt der Wasserspiegel oft mehrmals täglich schnell und drastisch – teils um bis zu 1,5 Meter. Der Schwallbelastung fallen jährlich Millionen Jungfische, Fischlarven und andere Wasserlebewesen zum Opfer – die Biodiversität der Ökosysteme am Inn wird dadurch massiv geschädigt. Die Tiwag ist verpflichtet, diese Belastung bis 2027 umfangreich zu sanieren, hat das aber bei der Planung des Kraftwerks Imst-Haiming nicht gemacht. „Das Bundesverwaltungsgericht hat im Dezember unsere Kritik am Kraftwerksprojekt Imst-Haiming und den mangelhaften Planungen bestätigt. Nur aufgrund der Beschwerden des WWF, der Fischereiberechtigten und anderen werden aktuell Gutachten von unabhängigen Experten für nötige Projektänderungen erstellt. Wir rechnen in den kommenden Wochen mit umfangreichen Auflagen für das Projekt durch das Gericht”, sagt Bettina Urbanek, Gewässerschutz-Expertin des WWF.
Auf Basis von wissenschaftlichen Untersuchungen an der Drau schätzt der WWF, dass in Österreich jedes Jahr bis zu 200 Millionen Jungfische und Fischlarven der Schwall-Sunk-Belastung zum Opfer fallen. Daher fordern der WWF und der Tiroler Fischereiverband die umfassende Sanierung am Inn, Ziller und anderen Gewässern bis 2027, wie es in der EU-Wasserrahmenrichtlinie vorgeschrieben ist.
„Fische sind die Gradmesser für den Zustand von Fluss-Ökosystemen. In Tirol hat der Fischbestand in den vergangenen Jahrzehnten drastisch abgenommen. Um hier endlich gegenzusteuern ist u. a. eine umfassende Schwallsanierung das Gebot der Stunde, wenn wir gefährdete Arten wie Huchen und Äschen nicht gänzlich verlieren wollen“, warnt Zacharias Schähle, Geschäftsstellenleiter des Tiroler Fischereiverbandes. „Schon jetzt beträgt der Fischbestand im Inn über weite Abschnitte nur noch 20 Prozent des eigentlichen Sollzustandes. Es ist wichtig, dass die Tiwag und andere Kraftwerksbetreiber eine umfassende Sanierung der Schwall-Sunk-Belastung umsetzen. Das geplante KW Imst-Haiming gehört dahingehend modifiziert, dass die fischschädlichen Wasserstandsschwankungen nicht mehr stattfinden“, sagt Zacharias Schähle.
Hintergrund: Videomaterial zeigt Folgen der Schwall-Sunk Belastung
Wasserkraftwerke im Schwall-Sunk-Betrieb starten bei hohem Bedarf und hohen Preisen ihre Stromproduktion und lassen mehrmals täglich große Mengen Wasser aus den Stauseen bzw. Speichern ab. Das schnelle drastische Steigen und Sinken des Wasserspiegels wirkt sich katastrophal auf die Wasserlebewesen aus und zeigt sich besonders deutlich anhand des tödlichen „Strandens“ von Jungfischen und Fischlarven: Bei hohem Wasserstand weichen Jungfische in flache Uferbereiche aus, um der schnellen Strömung zu entgehen; nach dem erneuten Absinken des Wassers bleiben sie in seichten Bereichen und Gumpen gefangen, wo sie dann zu Tausenden verenden.
Filmmaterial aus der Doku „Was Fische wollen“ zeigt das in schockierender Deutlichkeit: https://www.wwf.at/artikel/schwall-und-sunk
Fotos gibt es hier: https://wwf-bilder.px.media/share/1714994721M6983ltI2Yuh8b
News
Aktuelle Beiträge
Schlechtes Zwischenzeugnis für Österreichs Renaturierungsplan
Europaweite Analyse durch mehrere Umweltverbände: Österreich landet in der Kategorie der Länder mit geringen Fortschritten – Mehr Ambition und Budgetsicherheit für Renaturierung gefordert
Good News: Spektakuläres Comeback von Tiger Gamma in Thailand
Erfreuliche Wendung in Thailand: Der verschollen geglaubte Tiger Gamma ist wieder aufgetaucht. Seine Reise durch neu geschaffene Wildtierkorridore zeigt eindrucksvoll, wie Tiger-Schutz wirkt.
Silvester: Stressnacht für Tiere und Umwelt – WWF fordert Verbot von Böller-Verkauf
Leid für Wild- und Haustiere, Umweltverschmutzung und Gesundheitsgefahren durch Feuerwerkskörper – WWF fordert Verkaufsstopp
Neuer Biodiversitätsbericht: WWF fordert Naturschutz-Offensive
Wissenschaft warnt vor Folgen der Klima- und Biodiversitätskrise für Österreich und schlägt Lösungen vor – WWF für rasche Umsetzung „natürlicher Schutzmaßnahmen”
WWF-Erfolg: Kameras filmen Tiger in Myanmar
In Nagaland gelang nach 5 Jahren erstmals wieder der Nachweis eines Tigers. Ein Erfolg eines Wildtierkameras-Projekts, das bereits über 30 Säugetierarten festgehalten hat.
WWF: Fünf Tipps für einen umweltfreundlichen Weihnachtsbaum
Österreicher:innen greifen zu echten Weihnachtsbäumen – WWF zeigt, worauf es bei einem nachhaltigen Christbaum ankommt
WWF: Verordnung zur Biber-Tötung in Oberösterreich Rückschritt für Arten- und Naturschutz
Bis zu 158 Biber pro Saison in Oberösterreich zur Tötung freigegeben – Vorgehen der Landesregierung widerspricht EU-Recht
WWF: Anti-Umwelt-Paket der EU ist gefährlicher Irrweg
Naturschutzorganisation kritisiert Brechstangen-Politik gegen wichtige Standards – EU-Kommission handelt fahrlässig und verantwortungslos










