Umweltschutzorganisation zu Vorschlägen der Europäischen Kommission – Unter dem Deckmantel Bürokratieabbau soll der European Green Deal ausgehöhlt werden
WWF warnt vor drohendem Scheitern der Weltnaturkonferenz
Nicht nur die Fußball-Weltmeisterschaft geht dieses Wochenende ins Finale, auch das Ergebnis der Weltnaturkonferenz COP15 in Montréal wird sich in den nächsten Tagen entscheiden. Die Naturschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) warnt angesichts des bisher enttäuschenden Verlaufs vor einem möglichen Scheitern des so wichtigen Gipfels. “In wesentlichen Bereichen droht sogar ein Rückschritt hinter die Ziele, die bereits vor zwölf Jahren beschlossen und seither nicht erreicht wurden. Das ist angesichts der massiven Naturzerstörung im vergangenen Jahrzehnt völlig inakzeptabel”, kritisiert Artenschutz-Experte Karim Ben Romdhane vom WWF, Mitglied der österreichischen Delegation in Montréal. Der Abbau umweltschädlicher Subventionen ist etwa ein besonders umkämpftes Thema, bei dem einige Staaten sogar bisherige Vereinbarungen in Frage stellen. “Wir brauchen ein ambitioniertes Abkommen, um das Artensterben und den Verlust von Ökosystemen bis 2030 zu stoppen und umzukehren. Hier muss die Politik deutlich mehr Willen und Ambition an den Tag legen”, fordert Ben Romdhane. Seit Donnerstag verhandeln in Montréal die jeweiligen Ministerinnen und Minister, für Österreich ist Bundesministerin Leonore Gewessler vor Ort.
Das neue Abkommen soll im Gegensatz zu seinem Vorgänger nicht nur Ziele, sondern auch einen Plan zur Umsetzung enthalten. “Entscheidend ist, wie konkret und messbar die Ziele und Maßnahmen festgeschrieben werden. Momentan wird immer noch über die Zahl und Art der Indikatoren diskutiert, anhand welcher die Umsetzung in den Nationalstaaten in den nächsten Jahren bewertet werden soll”, erklärt der Biologe Karim Ben Romdhane. Ebenso uneinig sind sich die Staaten bei der Verpflichtung, ihre Fortschritte bis zum Zieljahr 2030 regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf zu korrigieren. “Hier braucht es eine klare Vorgabe, damit wir nicht erst 2030 überrascht feststellen, dass wir die Ziele verpasst haben”, fordert Ben Romdhane vom WWF.
Schlüsselfrage Finanzierung
Eine Schlüsselfrage ist die Finanzierung. “Ein Großteil der verbliebenen Artenvielfalt befindet sich in Ländern des globalen Südens. Sie haben daher eine besonders wichtige Rolle bei deren Erhalt, müssen aber durch internationale Finanzierung noch viel stärker unterstützt werden, damit wichtige Ziele, wie der Schutz von mindestens 30 Prozent unseres Planeten, erreicht werden können„, sagt Karim Ben Romdhane. Gerade in diesem Punkt sind die Fronten derzeit verhärtet. Ein anderer Aspekt des Themenbereichs Finanzierung sind die umweltschädlichen Subventionen. “1,8 Billionen – also fast 2.000 Milliarden – US-Dollar werden aktuell jährlich in Form staatlicher Subventionen ausgegeben, die global zum Artensterben beitragen und die Klimakrise befeuern. Das muss sich dringend ändern”, fordert der WWF-Experte. Besonders enttäuschend ist, dass in diesem Punkt sogar ein Rückschritt hinter die Ziele des bis 2020 geltenden Abkommens droht.
Hintergrund: Die Weltnaturkonferenz COP15
Die 15. UN-Weltnaturkonferenz (CBD COP15) findet nach mehrmaliger Verschiebung unter der Präsidentschaft Chinas vom 7. bis 19. Dezember im kanadischen Montréal statt. Nachdem die Vorgaben des bis 2020 gültigen Biodiversitäts-Abkommens verfehlt wurden, soll ein neues, ambitioniertes Abkommen mit globalen Zielen und einem Aktionsplan bis 2030 beschlossen werden. Die Weltnaturkonferenz beruht auf dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD), das 150 Staats- und Regierungschefs 1992 unterzeichnet haben, heute sind 196 Vertragsparteien beteiligt. Ziel ist, bis 2050 eine Welt zu schaffen, die „im Einklang mit der Natur lebt“.
Weitere Infos zur Weltnaturkonferenz COP15 finden Sie hier.
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: 139 junge Polarfüchse im hohen Norden gesichtet
Die Polarfüchse haben sich den hohen Norden zurückerobert! Im Jahr 2024 wurden in Norwegen, Schweden und Finnland insgesamt 139 Jungtiere nachgewiesen. Der WWF unterstützt die Umsetzung von Schutzmaßnahmen vor Ort.
Good News: Mehr Schutz für Kaisergranate in Kroatien
Gute Nachrichten aus Kroatien: Wenn weibliche Kaisergranaten Eier tragen, müssen Fischer:innen diese wieder zurück ins Meer werfen. Diese Änderung in der Fischereiverordnung ist ein wichtiger Schritt, um die Population zu erhalten.
Treibhausgas-Bilanz: WWF fordert Klima- und Naturschutz-Offensive von künftiger Bundesregierung
Umweltorganisation warnt vor Retro-Kurs und empfiehlt Reformen: Energiesparen, Gebäude sanieren, umweltschädliche Subventionen abbauen, Bodenschutz-Vertrag beschließen
Regierungsverhandlungen: WWF kritisiert massive Einschnitte bei Klimaschutz-Maßnahmen
Umweltschutzorganisation bewertet Kürzungspläne als “fahrlässig und kontraproduktiv” – Sparpaket bei umweltschädlichen Subventionen gefordert
Neue Pressesprecherin beim WWF Österreich
Lara Hocek verantwortet ab sofort die Medienarbeit des WWF zu den Themen Klima, Energie, Alpen und Flüsse
Koalitionsverhandlungen: WWF warnt vor Rückschritten in der Umweltpolitik
Naturschutzorganisation fordert ambitioniertes Handeln statt Retro-Kurs: Bodenversiegelung eindämmen, Naturerbe schützen, Klimaschutz-Chancen nutzen
Artenschutz-Bilanz: WWF kürt “Gewinner und Verlierer des Tierreichs 2024”
Naturzerstörung, Wilderei und Klimakrise gefährden zahlreiche Tierarten – WWF zieht Bilanz und fordert Naturschutz-Offensive von der Politik – Artenschutz-Projekte geben Hoffnung
WWF-Erfolge: Zahlreiche Tiger-Meilensteine aus 2024
Was für ein Jahr: Die Tiger kehren nach Kasachstan zurück, in Thailand steigen die Tiger-Zahlen und in Malaysia konnten aktive Schlingfallen um 98% verringert werden. Wir zeigen ein paar der Tigerschutz-Erfolge aus dem Jahr 2024.