Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
WWF: ‚Wolfsfreie Zonen‘ sind praktisch und rechtlich unmöglich
![Der Europäische Wolf europaeischer-wolf-auf-einer-wiese-vor-einem-berg](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/06/576a4608e7a09.jpg)
Wien, 17.10.2019 – Die Naturschutzorganisation WWF Österreich stellt klar, dass „wolfsfreie Zonen“ laut bisherigen Aussagen des EU-Umweltkommissars und des Umweltministeriums eindeutig dem EU-Naturschutzrecht widersprechen. Auch fachlich ist dieser Vorschlag problematisch, widersinnig und absurd, weil sich Wildtiere nicht an willkürliche Zonierungen halten können. Noch dazu ist der Wolf eine weit wandernde Tierart, die mehr als 70 Kilometer pro Tag zurücklegen kann. „Wie soll das in der Praxis funktionieren, ohne dass der länderübergreifende Artenschutz mit Füßen getreten wird? Es ist offensichtlich, dass mit ‚wolfsfreien Zonen‘ oder ‚Freihaltezonen‘ nur eine weitere künstliche Rechtfertigung für Abschüsse konstruiert werden soll“, analysiert WWF-Biologe und Wolfsexperte Christian Pichler.
Zuletzt hat auch eine umfangreiche Studie der Universität für Bodenkultur (BOKU) im Auftrag der Bundesländer klar festgehalten, dass Konflikten im Zuge der natürlichen Wolfs-Rückkehr in den Alpenraum mit Herdenschutzmaßnahmen begegnet werden muss. "Zur Vermeidung der Konflikte mit Nutztierhaltern kann aufgrund des aktuellen Schutzstatus der Wölfe nur die Forcierung der Herdenschutzmaßnahmen beitragen", schreiben die Fachleute wörtlich. "Der gezielte Einsatz eines fachgerechten und angemessen geförderten Herdenschutzes muss im Wolfsmanagement absolute Priorität haben", fordert daher WWF-Experte Christian Pichler. Auch der Europäische Gerichtshof hat in einem aktuellen Urteil bekräftigt, dass der präventive Abschuss von Wölfen ohne konkreten Anlass nicht möglich ist. Der Wolf ist und bleibt eine streng geschützte Art.
Völlig falsch ist es überdies, allein den Wolf für den Rückgang der Almwirtschaft in Österreich verantwortlich zu machen. Die primären Ursachen liegen vielmehr in betriebs- und förderstrukturellen Rahmenbedingungen, gefolgt vom zu großen Almauftriebsaufwand und der Möglichkeit, Flächen im Tal zu pachten, wie Studien zeigen. Nutztiere machen bis zu ein Prozent der Wolfsnahrung aus, wenn beispielsweise Schafe ungeschützt auf der Weide stehen. „Wölfe können nur dann zwischen ‚erlaubter‘ und ‚verbotener‘ Beute unterscheiden, wenn ihnen mittels Herdenschutz beigebracht wird, dass sie Nutztiere nur mit hohem Aufwand erbeuten können. Ihre natürliche Nahrung setzt sich zu 99 Prozent aus Wildtieren wie Hirschen, Rehen und Wildschweinen zusammen, die in Österreich mehr als in allen Nachbarstaaten vorhanden sind“, stellt Christian Pichler klar.
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at
+43 676 83 488 276
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...