Geplanter Ausstieg aus fossilen Energieträgern muss mit klaren Fristen geregelt sein – Mehr Geld für ärmere Länder und stärkere Rolle für Naturschutz gefordert
WWF zum EU-Klimapaket: „Zu wenig und zu spät“
„Fit for 55“-Maßnahmen zu wenig ambitioniert – WWF warnt vor Verfehlen der EU-Klimaziele und drängt auf weitere Schritte – Schneller aus klimaschädlichen Verbrennungsmotoren aussteigen
Wien/Brüssel, am 14. Juli 2021. „Gute Ansätze, aber insgesamt noch viel zu wenig“ – so lautet das Urteil von WWF-Klimasprecher Karl Schellmann über das heute präsentierte EU-Klimapaket. Unter dem Titel „Fit for 55“ hat die Europäische Kommission ihren Plan vorgelegt, wie das EU-Klimaziel einer Reduktion der Treibhausgasemissionen um 55 Prozent bis 2030 erreicht werden soll. „Die Schritte gehen zwar in die richtige Richtung, aber zu langsam und zögerlich. Aus Sicht der Wissenschaft ist klar, dass eine Reduktion um mindestens 65 Prozent nötig wäre, um die Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen und die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Aber selbst das schwache Kompromiss-Ziel wird mit dem vorliegenden Plan kaum zu erreichen sein“, sagt WWF-Experte Karl Schellmann. In den nun folgenden Verhandlungen mit Rat und Parlament müsse dringend nachgebessert werden.
Positiv bewertet der WWF Österreich die Verpflichtung, sämtliche Einnahmen aus dem Emissionshandel (ETS) für Klimaschutz-Maßnahmen zu verwenden – derzeit ist nur die Hälfte der Mittel zweckgebunden. Dass die internationale Schifffahrt endlich in das Emissionshandel-System integriert wird, ist ein wichtiger Schritt, um diesen Problem-Sektor endlich in die Pflicht zu nehmen. Diese Hoffnungsschimmer werden jedoch von massiven Schwächen und Schlupflöchern überschattet.
Neben dem zugrunde liegenden Problem, dass das 55-Prozent-Ziel bei weitem nicht ambitioniert genug ist, bleiben auch viele Maßnahmen hinter den Erwartungen zurück. Der Ausstieg aus den Verbrennungsmotoren von Autos und LKW muss etwa deutlich schneller gehen, denn im Verkehr sind die Emissionen in Österreich seit 1990 um 73 Prozent gestiegen. Ein Ausstieg muss deutlich vor 2030 schrittweise begonnen werden, um dieses Klimaproblem zu lösen und auch für die österreichische Zulieferindustrie Planungssicherheit zu schaffen. Auch der Vorschlag zum Emissionshandel ist zu zaghaft, er führt nicht zur nötigen Verknappung der Zertifikate und damit zu einem geringeren Anreiz, Emissionen zu reduzieren.
Umso mehr ist die Bundesregierung jetzt gefordert, ihre Hausaufgaben zu machen und die notwendigen Gesetze für die im Regierungsprogramm angekündigte Klimaneutralität 2040 vorzulegen. „Wir brauchen eine große Energiespar-Offensive, eine Mobilitätswende und eine komplette Ökologisierung des Steuersystems. Parallel dazu muss der Schutz der Natur auf allen Ebenen verbessert werden, um wertvolle CO2-Speicher zu bewahren“, fordert WWF-Klimasprecher Karl Schellmann.
Rückfragehinweis:
Mag. Nikolai Moser
Leiter Kommunikation WWF Österreich
+43 664 883 92 489
nikolai.moser@wwf.at
www.wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Was wir von der Klimakonferenz COP 29 erwarten
© adobestock/Jon Le BonZwei sehr wichtige Wochen für das Klima: Von 11. – 22. November 2024 findet die 29. Internationale Klimakonferenz in Baku/ Aserbaidschan statt. Dieser...
Weltnaturkonferenz: WWF kritisiert fehlende Fortschritte
Wichtige Beschlüsse zur Finanzierung ausständig, der Politik fehlen Ambition und Konsequenz – Vorläufiges Scheitern der Konferenz als “herbe Enttäuschung”
Neue Studie: Über 1.000 Flusskilometer mit hohem Renaturierungs-Potenzial in Österreich
Große heimische Flüsse auf Verbauungsgrad analysiert – WWF fordert Schwerpunkt auf Flüssen im österreichischen Renaturierungsplan und Schutz frei fließender Strecken
WWF fordert starkes Klimaschutz-Kapitel im neuen Regierungsprogramm
Neue ökosoziale Steuerreform, Reduktion des Energieverbrauchs und Klimaschutzgesetz als Kernpunkte – “Mehr Klimaschutz unverzichtbar für zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort”, sagt Ökonomin Sigrid Stagl
WWF fordert Absage von Anton Mattle zu Kaunertal-Ausbauplänen
Tiwag beharrt auf Wasserableitungen aus dem Ötztal – WWF fordert Landeshauptmann zu Klarstellung auf – Auch Speichervariante im Platzertal muss gestoppt werden
Weltnaturkonferenz: WWF ortet großen Nachholbedarf bei österreichischer Biodiversitätsstrategie
Start der COP16 in Kolumbien – Österreich läuft Gefahr, Ziele des Weltnaturabkommens zu verfehlen – WWF fordert nationalen Aktionsplan zum Schutz der biologischen Vielfalt
Good News: Rekord der Meeresschildkröten auf Zakynthos
Am Strand Sekania auf der griechischen Insel Zakynthos wurde heuer eine Rekordzahl an Nestern der Meeresschildkröte Caretta caretta gefunden. Außerdem überlebten besonders viele Jungtiere.
Grenzenlos verbunden: INN Dialog diskutiert über Zukunft des Inns
Internationaler Austausch zu Schutz und Wiederherstellung der Natur am Inn – Reges Interesse und über 100 Teilnehmende bei Fachvorträgen und Exkursionen