Naturzerstörung, Wilderei und Klimakrise gefährden zahlreiche Tierarten – WWF zieht Bilanz und fordert Naturschutz-Offensive von der Politik – Artenschutz-Projekte geben Hoffnung
WWF zum Weltnaturabkommen: Ein Erfolg mit Schwächen
Die Weltnaturkonferenz hat sich in der Nacht auf ein neues globales Abkommen für die biologische Vielfalt geeinigt. Aus Sicht des WWF (World Wide Fund for Nature) ist das Ergebnis ein Erfolg mit Schwächen. “Nach schwierigen Verhandlungen haben sich die Staaten auf ein lückenhaftes, aber in wesentlichen Punkten brauchbares Abkommen geeinigt”, sagt Karim Ben Romdhane vom WWF Österreich, der in Montréal an der Konferenz teilgenommen hat. “Das wichtige Ziel, das Artensterben bis 2030 aufzuhalten und eine Trendumkehr einzuleiten sowie mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresfläche zu schützen, ist ebenso im Ergebnis enthalten wie die Sicherstellung der Rechte indigener Gruppen. Der Erfolg steht und fällt aber mit dem politischen Willen, dieses Abkommen lückenlos umzusetzen sowie die nötige Finanzierung sicherzustellen. Dafür sind jetzt in Österreich die Bundesregierung und die Länder massiv gefordert”, sagt Artenschutz–Experte Karim Ben Romdhane.
Besonders wichtig ist die Festschreibung des Schutzes von mindestens 30 Prozent der weltweiten Land-, Süßwasser- und Meeresökosysteme bis 2030. Vor allem die Einbeziehung der Rechte indigener Bevölkerungen und lokaler Gemeinschaften ist positiv. Erfreulich ist zudem der Verweis auf den Abbau schädlicher staatlicher Anreize und Subventionen im Umfang von 500 Milliarden Euro. Zu den Schwachstellen gehört insbesondere der Umsetzungsmechanismus. Er sollte dafür sorgen, dass in allen Staaten konkrete Schritte zur Erreichung der Ziele gesetzt werden – und der Erfolg der Maßnahmen auch bewertet. Hier findet sich keine Formulierung, dass bei ungenügenden Fortschritten die Anstrengungen der Länder erhöht werden müssen. Enttäuschend ist auch, dass es bei der Reduzierung unseres ökologischen Fußabdrucks keinen Zielwert gibt; der WWF hatte eine Halbierung gefordert.
Ein wesentlicher Punkt im Abkommen ist die Frage der Finanzierung. 700 Milliarden US-Dollar fehlen nach wie vor jährlich insgesamt, um die biologische Vielfalt angemessen zu schützen und die vereinbarten Maßnahmen auch auf der ganzen Welt umzusetzen. Besonders die Länder im globalen Süden, in denen der Großteil der verbleibenden biologischen Vielfalt auf dem Planeten liegt, brauchen dabei Unterstützung. Das vereinbarte Finanzierungsziel für die Entwicklungsländer von mindestens 30 Milliarden US-Dollar pro Jahr und das globale Finanzierungsziel von 200 Milliarden US-Dollar pro Jahr ist dafür ein guter Anfang. “Wichtig ist nun, dass die neuen Ziele in allen Staaten und Wirtschaftssektoren schnellstmöglich umgesetzt werden und die Regierungen den politischen Willen beweisen, die verbleibenden Lücken in ihren nationalen Umsetzungsplänen zu schließen. Nur so können wir in globaler Solidarität unsere Lebensgrundlagen, die Artenvielfalt und unsere Ökosysteme bewahren”, sagt Karim Ben Romdhane vom WWF Österreich.
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